Schon seit Jahrtausenden war das Gebiet um Grevesmühlen Siedlungsraum. Davon zeugen die 4.000-jährigen Großsteingräber aus der jüngeren Steinzeit bei Naschendorf und Hoikendorf und Urnenfunde aus der römischen Kaiserzeit am Ploggensee und bei Wotenitz.
Nach der Völkerwanderung vor mehr als 1.300 Jahren siedelten im westmecklenburgischen Raum Slawen. Archäologische Funde wie slawische Keramik, Werkzeuge und Waffen zeugen von dieser Siedlungsperiode. In der Gegend des späteren Grevesmühlen fanden die Bewohner günstige Lebensbedingungen. Wasser, Wald, fruchtbare Böden und eine Handelsstraße boten gute Voraussetzungen für ihre Siedlungen. Zahlreiche Orts- und Flurnamen erinnern an die slawischen Dörfer. Die heute zu Grevesmühlen gehörenden Ortsteile Degtow, Poischow, Questin, Wotenitz und Santow sind slawischen Ursprungs.
Und auch die Bezeichnung Grevesmühlen selbst stammt aus der wendischen Sprache. Der slawische Name „Gnewesmulne“ wird als „Mühle des Gnev“ gedeutet. Aus „Gnewesmulne“ entwickelte sich über zahlreiche Schreibvarianten im Laufe der Zeit das heutige „Grevesmühlen“. Die Deutung des Ortsnamens weist auf den Standort einer Mühle, einer Wassermühle, hin. Durch das Bevölkerungswachstum im hohen Mittelalter stieg der Bedarf an Mehl und Schrot. Die neu errichteten Wassermühlen sicherten die Versorgung mit diesen Getreideprodukten.
Nach dem Ende der dänischen Herrschaft an der südlichen Ostsee am Beginn des 13. Jahrhunderts verstärkte sich der deutsche Einfluss in den Fürstentümern westmecklenburgischen Gebiete und trieben den Landesausbau und die Christianisierung voran. Auch die wendische Bevölkerung profitierte von modernen Verfahren in der Landwirtschaft und neuen Handelsmöglichkeiten. Die ansässigen Slawen wurden in den Landesausbau integriert.
Die erste schriftliche Erwähnung Grevesmühlens stammt aus dem Jahr 1230. Im Jahr zuvor wurde der Bischof Gottschalk zum Vorsteher des Bistums Ratzeburg, zu dem ein Teil des westlichen Mecklenburgs gehörte, gewählt. Gottschalk ordnete vermutlich bald nach seiner Einführung in das Amt eine Art Kassensturz an. Hierfür ließ er 1230 ein umfangreiches Register über die vom Bistum verliehenen bzw. verpfändeten Kirchenzehnten (an die Kirche zu leistenden Abgaben) anfertigen. Auf über 30 Seiten Pergament verzeichnete man alle Dörfer der Diözese geordnet nach Landschaften und Parochien (Kirchspielen). Zu jedem Dorf wurde die Anzahl der Hufen (Hofstellen) vermerkt. Über den Zeilen notierte der Schreiber, an wen wie viel vom bischöflichen Zehnt verliehen war. Auch die Orte, in denen Slawen wohnten und die keine Abgaben leisten mussten, sind in dem in lateinischer Schrift verfassten Register vermerkt.
Die gesamt Stadtgeschichte finden Sie hier: Eine Stadt blüht auf - Grevesmühlen im Mittelalter